| Erste Reise der Söhne Jakobs nach Ägypten
Da aber Jakob sah, daß Getreide in Ägypten feil war, sprach er zu seinen Söhnen: Was sehet ihr euch lange um?... 1. Mose 42 (Luther 1912) |
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1. Mose 42
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Sara und Joschua verkleiden sich. Sara spielt einen mächtigen König und Joschua soll für sie Aufgaben erledigen. Dazu hatte sich Sara eine Krone aus Papier ausgeschnitten und zusammengeklebt. Nun hat sie sich diese aufgesetzt und eine dünne rote Kinderdecke als Mantel umgelegt. Auch ein Zepter darf natürlich nicht fehlen. Die Papprolle von einer gebrauchten Küchenpapierrolle muss dafür herhalten. Nun kommandiert sie ihren kleinen Bruder Joschua herum und droht sogar mit besonders tiefer und ernster Stimme, dass er bei Ungehorsam ins Gefängnis müsste.
Papa muss schmunzeln, als er ins Kinderzimmer schaut und die beiden so spielen sieht. Doch schnell wird es Joschua zu bunt und er will nicht mehr mitspielen. Um Zank zu vermeiden, geht nun Papa ins Zimmer hinein, sorgt für Ruhe uns sagt: "Wenn man euch so sieht, muss man an Josef denken. Er hatte auch so wie Sara seinen Brüdern gegenüber seine Stimme verstellt, als sie in Ägypten zu ihm kamen. Joschua weiß natürlich, dass du seine Schwester bist, Sara, aber die Brüder hatten Josef viele Jahre nicht gesehen und hatten ja auch nicht damit gerechnet, ihm jemals wieder zu begegnen. Und Josef wollte nicht, dass sie ihn gleich erkennen."
Sara unterbricht Papa: "Warum wollte er das nicht? Wollte er auch mit seinen Brüdern erst spielen?" "Ja, in der Tat war es so etwas Ähnliches wie ein Spiel", antwortet Papa. "Passt mal auf, ich erzähle euch, wie das damals gewesen war:
Josef war vor vielen Jahren von seinen Brüdern als Sklave verkauft worden und kam dann nach Ägypten. Auch dort blieb Josef weiterhin Gott treu. Gott segnete ihn so sehr, dass er schließlich sogar Regent von Ägypten wurde.
Als die von Josef vorausgesagte Hungersnot kam, hatten auch Josefs Vater, seine Brüder und die ganze Verwandtschaft nicht genug zu essen. Außer Josef hatte Jakob noch elf Söhne, von denen er nun bis auf den jüngsten, der Benjamin hieß, alle nach Ägypten schickte, um Getreide zu kaufen.
In Ägypten gingen die zehn Brüder zum Regenten, warfen sich vor ihm nieder und baten um Getreide. Sie wussten aber nicht, dass der Regent ihr Bruder Josef war. Josef allerdings erkannte sie, aber verstellte sich und redete hart mit ihnen, ja, beschuldigte sie sogar, feindliche Kundschafter zu sein. Er wollte von ihnen auch wissen, woher sie kamen und ob sie weitere Brüder hätten.
Nachdem Josef sie so verdächtigt hatte, machte er ihnen das Angebot, dass ein Bruder im Gefängnis zurückbleiben sollte, die übrigen Brüder aber mit Getreide heimziehen dürften. Sie sollten aber wiederkommen und dann den jüngsten Bruder Benjamin mitbringen.
Die Brüder waren entsetzt und sprachen zueinander, dass sie jetzt für ihre Sünde gegen ihren Bruder Josef so bestraft würden. Josef konnte das Gespräch mit anhören, es berührte ihn im Herzen und er musste kurz weggehen und weinen, weil sie nun endlich ihre böse Tat zu bereuen anfingen. Aber dann nahm er einen Bruder, der Simeon hieß, und ließ ihn ins Gefängnis bringen. Den anderen Brüdern ließ er Säcke mit Getreide geben und sogar das Geld für das Getreide mit in die Säcke tun.
Dann zogen die neun Brüder mit den Getreidesäcken wieder nach Hause. Unterwegs bemerkten sie, dass das Geld in den Säcken war und erschraken sehr, denn sie vermuteten nun, sie würden wohl jetzt auch noch des Diebstahls beschuldigt werden.
Zu Hause erzählten sie ihrem Vater Jakob dann alles, was sie erlebt hatten. Auch Jakob war sehr bestürzt über das, was geschehen war. Vor allem wollte Jakob nicht seinen jüngsten Sohn Benjamin nach Ägypten gehen lassen, um ihn nicht auch - wie Josef - zu verlieren.
Seht ihr:", fährt Papa fort, "Josefs Träume hatten sich also erfüllt, denn die Brüder hatten sich jetzt tatsächlich vor ihm tief verneigt! Manchmal vergehen viele Jahre, aber Gott tut immer das, was er voraussagt. Und Josef wollte nun erst einmal seine Brüder prüfen. Damit sie ihn nicht erkennen, verstellte er sich, so wie Sara vorhin, als sie mit tiefer Stimme sprach und die Rolle eines Königs spielte. Manchmal ist es also klug, sich nicht gleich erkennen zu geben. Josef tat das später dann schon, aber davon erzähle ich euch ein anderes Mal!"
Autor und Copyright © by Rainer Jetzschmann Diesen Inhalt finden Sie auch in einem unserer Raphael-Bücher
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