Der Tausendfüßler Raphael

Es war mal ein kleines Schaf

(Jesaja 53,6)

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Der Tausendfüßler Raphael



Wir gingen alle in der Irre wie Schafe, ein jeglicher sah auf seinen Weg; aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn.

Jesaja 53,6 (Luther 1912)


Es war mal ein kleines Schaf
in einer großen Herde,
das trampelte oft gar nicht brav
ganz feste auf die Erde.

Zufrieden war das Schäfchen nie,
weg wollt es gerne laufen,
die Mutter stöhnt von spät bis früh:
"Es ist zum Wolle raufen".

Sie schaut das Schäfchen traurig an
und kann das nicht verstehen:
"Ich hab doch schon soviel getan,
warum willst du nur gehen".

Da mäht das Schaf: "Das bist nicht du,
warum ich mäh so leide.
Der Hirte nervt mich immer zu
auf dieser blöden Weide."

"Der Hirte, der ist lieb und gut,
er gibt die beste Pflege,
vertraue ihm und habe Mut,
du kleine Nervensäge."

"Ich will von dieser Wiese weg",
so mäht sofort das Kleine,
"ich suche mir den besten Fleck
und schaff das ganz alleine".

"Du willst ganz ohne Hirten gehn?",
die Mutter macht sich Sorgen,
"was Schlimmes kann mit dir geschehn,
nur hier bist du geborgen".

"Mäh, ich kann ohne Hirte sein,
das musst du mir doch glauben,
ich bin jetzt groß und nicht mehr klein,
mich wird schon niemand rauben."

Und dann rennt es davon recht schnell
mit seinen kleinen Beinen,
die Mutter blökt vor Angst ganz grell
und fängt fest an zu weinen.

"Ach ist das kleine Schäfchen stur",
klagt sie dem guten Hirten,
der tröstet sie: "Ich find die Spur
vom Schäfchen, dem Verirrten".

Das kleine Schaf läuft flink dahin,
es gibt so viel zu sehen:
"Auch wenn ich ohne Hirten bin,
es wird mir nichts geschehen".

Ganz fremd ist alles und so neu,
viel Gras gibt's zum Probieren,
das kleine Schaf will ohne Scheu
den Wald allein studieren.

Die Vögel zwitschern: "Piep, pass auf,
du kleines Schaf da unten,
wir sitzen auf den Bäumen drauf,
doch du wirst schnell gefunden."

"Wer soll mich finden und selbst wenn,
dann kann ich mäh schnell rennen
und wenn es selbst der Wolf ist denn
soll der mich lernen kennen."

"Du dummes Schaf, piep piep hihi",
schon tun die Vögel fliegen,
"du irrst, du irrst," so pfeifen sie,
"er wird dich sicher kriegen."

Da mäht das kleine Schaf ganz froh
und springt gar lustig weiter,
doch stolperts dabei irgendwo
und ist nun nicht mehr heiter.

"Au mäh, au mäh, au mäh, mein Bein
kann ich nicht mehr bewegen,
was tun, ich bin hier ganz allein,
mäh ich muss mich hinlegen."

Die Vögel pfeifen: "Wolf in Sicht"
und hören auf zu singen,
das Schäflein jammert: "Bitte nicht,
jetzt wird's ihm doch gelingen."

Nun kommt ein großer Wolf gerannt,
das Schäfchen kann nichts machen,
sofort hat er es auch erkannt
und fängt laut an zu lachen:

"Du bist ja ohne Hirte hier,
das tut es selten geben."
"Ich lief davon, nun lieg ich hier,
mäh, mäh, mein armes Leben."

"Ja, knurrt der Wolf und kommt ganz nah,
du wirst mir sehr gut schmecken",
das Schäfchen mäht: "Mama, Mama"
und würd sich gern verstecken.

Ganz hilflos liegt es hier im Wald,
schon will der Wolf es reißen,
da ruft ganz plötzlich jemand: "Halt,
du wirst hier niemand beißen.

Lass schnell das kleine Schaf in Ruh,
sonst muss ich dich erschießen."
Der Wolf macht schnell das Maul ganz zu,
rennt weg auf schnellen Füßen.

Nun ist der gute Hirte hier,
flink war er bei der Suche,
spricht zu dem Schaf: "Ich helfe dir",
und legt es in sein Tuche.

Es ruht ganz fest in seinem Arm,
ist sicher und geborgen
und fühlt sich wohl, es ist schön warm,
weit weg sind alle Sorgen.

"Nie wieder", mäht das kleine Schaf,
"geh ich von meiner Weide,
ich bleib jetzt immer lieb und brav,
mach Mama ganz viel Freude."



Autor und Copyright © by Gabriele Brand